E-Junioren : Spielbericht (2007/2008)

Bitterer Saison Fehlstart - E1 unterliegt gegen Gilching

Mit einer klaren 0:4 Auftaktniederlage starte unsere E1 gegen den TSV Gilching in die Freiluftsaison. Das Aufeinandertreffen beider Mannschaften war auch ein Spiel zweier Spielphilosophien, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Ein brutal auf Erfolg minimierter Stil Fußball zu spielen gegen den Versuch, technisch guten und offensiven Fußball zu spielen. Guter und erfolgreicher Fußball müssen sich nicht ausschließen, heute taten sie es. Tore gab es in diesem ersten Saisonspiel unserer jungen SCF'ler aus unserer Sicht zu viele, guten Fußball - und teilweise auch Fair Play - hingegen zu wenig.



1. Halbzeit (0:1)
Mit breiter Brust hätten wir beim Anstoß stehen können. Eine starken Hallensaison und ein gutes letztes Vorbereitungsspiel gegen Penzberg hatten wir in den Beinen. Doch wo bitte war es, unser Selbstvertrauen? So starteten wir in eine Partie, von der wir wussten, dass sie schwierig werden würde, äußerst verhalten, fast ängstlich. Um so erstaunlicher, dass es trotzdem wir waren, die nach drei Minuten und einem tollen öffnenden Pass durch die gegnerische Abwehr, eine dieser hundertprozentigen Torchancen auf dem Fuß hatten – und den Ball trotzdem nicht im Tor unterbrachten. Vielleicht hätte das Spiel einen anderen Verlauf genommen, vielleicht hätten die Jungs nach dem erlösenden Führungstreffer mehr Selbstvertrauen gehabt, freier aufgespielt. Doch der Fußball findet nicht im Konjunktiv statt, und so nahm das Spiel einen gänzlich anderen Verlauf. In jener 3. Minute also, tauchten Patrick und Patti allein vor dem gegnerischen Tor auf. Patrick hätte nur noch auf den freistehenden Patti ablegen müssen, der hätte eigentlich nur noch den Fuß hinhalten müssen, stattdessen versuchte Patrick selbst sein Glück – und hatte keins. Der Gilchinger Torhüter konnte parieren, und leitete seinerseits mit einem, von an diesem Tage unzähligen langen Bällen, den Gilchinger Führungstreffer ein. So brutal kann Fußball sein. Selbst das Tor nicht gemacht und dafür doppelt bestraft, indem der Gegner keine 30 Sekunden später selbst das Tor macht.

Die restlichen knapp 20 Minuten der 1. Halbzeit sind schnell zusammengefasst. „Kick and Rush“ nennen die Engländer das, und finden diese Spielweise so attraktiv, dass sie es selbst nicht mehr praktizieren. Kick and Rush bedeutet den Ball aus der eigenen Verteidigung, im Fall der Gilchinger meist vom Torhüter, möglichst weit nach vorne auf die Stürmer zu schlagen. Auf diese Weise spart man sich ein geordnetes Aufbauspiel, das Kreativität und Spielwitz verlangen würde, und gelangt mit nur einem Ballkontakt in die Nähe des gegnerischen Tors. Meist konnten Fabio, Lennart und Julius dann erfolgreich den Ball erobern, und versuchten einen Gegenangriff einzuleiten um auf spielerischem Weg zu Torchancen zu kommen. Wieder einmal waren Fabio und Lennart körperlich ihren Gegenspielern deutlich unterlegen, und trotzdem konnten sie ihre Zweikämpfe fast immer gewinnen. Jedoch, bei Ballverlusten in der gegnerischen Hälfte passten die Gilchinger dann auf den Torhüter, der wiederum – nein, hier folgt nun nichts überraschendes mehr – den Ball wieder weit nach vorne schlug. Einmal hatten wir allerdings auch Glück, als ein Gilchinger allein vor dem Tor auftauchte und knapp vergab, doch die spielerisch aktivere Mannschaft waren klar wir.

Die Jungs mühten sich zum Ende der ersten Halbzeit redlich, den Ausgleich zu erzielen, doch David scheiterte knapp mit einem Freistoß, und kurz darauf noch einmal freistehende vor dem Tor, als es ihm gemeinsam mit Sanel nicht gelang, den Ball über die Linie zu drücken. Aber, wir waren dran, die Mannschaft wollte den Ausgleich und begann allmählich auch zu spüren, dass sie gut genug dafür war! Das zu Beginn der ersten Halbzeit noch fehlende Selbstvertrauen, dieser Glaube an die eigene Stärke, schien zurückgekehrt zu sein.



2. Halbzeit (0:4)
Wo aber war der Glaube daran, dass wir Gilching schlagen können, dann in der zweiten Halbzeit? Nach vorne ging nur noch wenig, ganze zehn Minuten vergingen, bis Patrick zu einer ersten Torchance nach einem Alleingang auf rechts kam. Michi sorgte mit einem tollen Freistoß noch einmal für Gefahr, der allerdings vom Torwart noch an die Latte abgelenkt werden konnte. Dann war noch einmal Patti mit dem Kopf zur Stelle, aber auch hier fand der Ball den Weg ins Tor nicht. Und damit wären eigentlich auch schon alle wesentlichen Highlights aus unserer Sicht in der zweiten Halbzeit zusammenfasst. Drei Torchancen in 25 Minuten – das ist ganz klar zu wenig.

Die Gilchinger hingegen machten weiter, wo sie in der ersten Halbzeit aufgehört hatten. Noch mal zur Erinnerung: lange Bälle vom Torhüter nach vorne und dann, na ja, wie zuvor eben. Aber die Gilchinger nutzten auch ihre neuen Freiheiten, die wir ihnen gaben, und damit vor allem die freien Räume, die dadurch entstanden, dass wir streckenweise ohne Mittelfeld spielten. Ein Mittelfeldspieler reihte sind in der Verteidigung ein, der andere im Sturm. Dazwischen war oft – niemand! Ein geordneter Spielaufbau von unserer Seite war so nicht mehr möglich, weil einfach keine Anspielstationen da waren und wir uns zu wenig bewegten. Ein Zusammenspiel unserer Jungs fand in der zweiten Halbzeit somit nur noch selten statt und ohne Zusammenspiel führte gegen Gilching fast kein Weg zum Tor. Denn die Gilchinger waren entschlossen, Dribblings zu verhindern, mit teils grenzwertigem Körpereinsatz und Doppeldeckung. Die eigenen Spieler allerdings bei diesen Aktionen von außen für das teils harte Einsteigen zu bestärken, widerstrebt zumindest meinem Verständnis von Fair Play.

Das Spiel endete mit 0:4 vom Ergebnis zu hoch, und spiegelt sicher nicht die Leistungsunterschiede beider Mannschaften wider. Den Gilchingern gelang in der 44. Minute nach einem Eckball das 0:2, als wir einen Stürmer unbewacht ließen. Das 0:3 und 0:4 fiel in der vorletzten und letzten Minute des Spiels, jeweils nach individuellen Abwehrfehlern.



Spieler
Wir haben heute sehr gemischte Leistungen unserer Jungs gesehen. Es gab Phasen, da stimmte der Einsatz, da kämpften wir verbissen um die Bälle, und fast jedes Mal wenn wir das taten, waren wir Sieger im Zweikampf. Sanel zeigte streckenweise ein vorbildliches Zweikampfverhalten, setzte seinen Körper ein und zeigte tolle Tacklings. Doch dann gab es wieder Phasen, in denen er sich auf das Zuschauen beschränkte, nicht mehr energisch dazwischen ging und eroberte Bälle wahllos nach vorne schlug, ohne das da eine Anspielstation gewesen wäre. Und so haben heute die meisten gespielt. Jeder hatte richtig gute Momente, aber vor allem in der zweiten Halbzeit hatte man das Gefühl, einige würden immer wieder mal ein paar Gänge herunterschalten. In einem Spiel gegen starke Gegner wird so etwas bestraft. Die meistbeschäftigten Spieler wurden so unweigerlich Fabio, Lennart und Joshi, die verbissen - bis knapp fünf Minuten vor Schluss - dafür sorgten, dass wir mit einem 0:1 Rückstand im Spiel blieben. Besonders Lennart kämpfte aufopferungsvoll auf seiner Position und stand gleich zweimal goldrichtig, um zwei Schüße der Gilchinger in höchster Not noch abzuwehren.



Fazit:
Heute haben wir leider nicht ausreichend spielerische Mittel gefunden, um gegen den Kick-and-Rush Stil der Gilchinger zu bestehen. Die Gilchinger haben damit das Beste aus ihren Möglichkeiten gemacht, das muss man ihnen lassen, aber attraktiver und technisch guter Fußball sieht sicherlich anders aus. Man mag einwenden, dass Gilching vielleicht nicht attraktiv, aber am Ende erfolgreich gespielt hat. Völlig richtig! Es ist eben eine Frage der Prioritäten und woran man sich orientieren möchte: Ergebnisse oder Leistung. Unsere Philosophie wird es auch in Zukunft sein, uns nicht an Ergebnissen zu orientieren, sondern an der Leistung! Das, und nicht das Ergebnis, ist der einzige Grund, warum wir heute enttäuscht sein müssen. Einzig allein, weil die gezeigte Leistung in der zweiten Halbzeit zu wenig war und wir kein gutes Spiel mehr gemacht haben. Der Einsatz stimmte nicht mehr, unser Zusammenspiel hat nicht funktioniert und unsere Chancen haben wir ungenutzt gelassen. Wir haben uns teilweise einfach zu wenig gegen die drohende Niederlage gestemmt.

Aber wir werden auch und besonders nach der Erfahrung aus dem Gilching Spiel nicht den kurzfristigen Erfolg in den Vordergrund stellen, sondern müssen den Mut und die Weitsicht haben, perspektivisch zu denken. Unser Anspruch sollte es sein, dass unsere Jungs kreativ mit dem Ball umzugehen lernen, Spielwitz und -intelligenz entwickeln und auf dem Platz lernen, selbst die richtigen Entscheidungen zu treffen. Die Jungs sollen mit spielerischen Mittel Torchancen herausarbeiten, so wie sie es heute streckenweise immer wieder versucht haben. Das hat noch nicht so funktioniert, wie es sollte, aber genau deswegen werden wir es weiterhin üben, auch auf die Gefahr hin, dass es eben im Spiel nicht immer klappt. Die technischen Fähigkeiten jedenfalls haben unsere Spieler. Natürlich ist dieser Weg der schwerere, aber der in meinen Augen richtige, und er erfordert Geduld.

Schon am Freitag steht das nächste Spiel an, und da wird jeder gefordert sein, eine Reaktion zu zeigen. Wir können hervorragend kombinieren und zusammenspielen – aber wir müssen es auch zeigen. Wir können aus allen Lagen und Entfernungen auf das Tor schießen – aber wir müssen es auch tun. Wir können richtig guten Fußball spielen – und genau das müssen wir auch beweisen! Jeder Einzelne - aber vor allem wir alle gemeinsam als Mannschaft!